Manche Trends MUSS man einfach mitmachen, um nicht als "total von gestern" dazustehen. Oder? Was für die "großen Mädchen", die Leserinnen diverser Mode- und Frauenmagazine, gilt, betrifft natürlich auch verstärkt Teenager*innen. Um dazuzugehören, macht man manchmal erst einmal jede Seltsamkeit mit. Nur um hinterher festzustellen, dass manche Trends einfach nicht für den eigenen Körper gemacht sind - und dass das auch gar nicht schlimm ist. Als Kind der frühen 2000-er war zu meiner Zeit maßgeblich eine Marke präsent - Miss Sixty, die "heilige Hüftjeans".
Ich nehme euch wieder einmal auf dem Zeitstrahl mit zu meinem „jüngeren Ich“, genauer gesagt, 22 Jahre mit in die Vergangenheit (ach du meine Güte, was fühle ich mich jetzt ALT!). Ich bin eine gesunde, normalgewichtige 14-Jährige (ja, Gewicht und Kleidergröße von damals hätte ich wirklich gern zurück ;)) und stehe in einem Jeansladen. Nicht irgendein Jeansladen, nein, es ist die „Miss Sixty“-Filiale in meiner Heimatstadt. Ich bin aufgeregt. Heute kann ich sie mir endlich holen – meine ganz persönliche „Miss Sixty“, ohne die in der Schule eigentlich nichts geht. Denn jedes Mädchen hat eine. Lange Zeit hat sich meine Mum geweigert, mir Geld zu geben für „überteuerte Kleidung, wo die Kimme rausguckt“ (für Nicht-OWLer: die Poritze). Aber schließlich konnte ich sie überzeugen, dass ich dieses Teil haben „muss“, weil ich ansonsten in der Schule komplett „out“ bin.
Die Markenphilosophie: Skinny Girls Only!
Vielleicht akzeptieren die anderen Mädchen mich ja wieder mehr, wenn ich die gleiche Marke trage. Während ich mich in den Jeansstapeln umschaue, kommt eine ziemlich drahtige, blonde und geschminkte Verkäuferin auf mich zu (nur eine Feststellung, keine Wertung) „Wie kann ich helfen?“, fragt sie mich mit diesem professionellen Lächeln, das Verkäuferinnen in Modeläden immer haben. Ich bin ein wenig irritiert, schließlich stehe ich in einem Jeansladen, was kann ich da wohl wollen? „Ich … ähm … möchte mir eine Jeans kaufen. Ich kenne die Maße nicht, die in den Hosen stehen … aber ich brauche … 40, 42 … so etwa.“ Die Verkäuferin mustert mich von oben bis unten und sagt dann ein wenig angestrengt: „Na da müssen wir mal gucken, was ich noch finde.“ Ich bin wieder ein wenig irritiert – dieser ganze Laden ist vollgestopft mit Jeanshosen. Da wird man doch eine passende Hose finden?
„Die Sache ist ….“, die blonde Modelfrau kramt eifrig in den Hosenstapeln, „Die Marke gibt es nur bis Weite 33 … bei einigen Modellen … Die meisten Modelle nur bis Größe 38.“ Ich schaue ihr beim Suchen zu und denke mir meinen Teil. Das war’s also mit der modischen Zugehörigkeit zu meinen Klassenkameraden, ich bin wohl einfach zu fett für diese Welt. Allerdings atme ich erleichtert auf. Als sie ganz oben in einem Regal (sie musste erst auf eine Trittleiter steigen) zwei Jeans hervorholt. „Du hast Glück … Weite 33 … probier die mal an.“ Ich schnaufe einmal erleichtert durch, nehme die Hosen und probiere sie brav in der Kabine an. Sie sitzen viel „hüftiger“, tiefer und enger am Bein als all meine bisherigen Jeans. Sie rutschen und ein wenig Hüftspeck ist darüber zu sehen – vielleicht trage ich sie mit Gürtel. Aber sie passen mir, oder besser, ich passe doch noch in die Marke – und in meine „Peergroup“ (wie es Pädagogen sagen würden). Also will ich zufrieden sein. Das Modell in Grau finde ich schicker, und für beide Modelle reicht das mitgegebene Geld nicht aus.
Marken - ein Erkennungszeichen der "Cool Kids"?
„Die Sache ist ….“, die blonde Modelfrau kramt eifrig in den Hosenstapeln, „Die Marke gibt es nur bis Weite 33 … bei einigen Modellen … Die meisten Modelle nur bis Größe 38.“ Ich schaue ihr beim Suchen zu und denke mir meinen Teil. Das war’s also mit der modischen Zugehörigkeit zu meinen Klassenkameraden, ich bin wohl einfach zu fett für diese Welt. Allerdings atme ich erleichtert auf. Als sie ganz oben in einem Regal (sie musste erst auf eine Trittleiter steigen) zwei Jeans hervorholt. „Du hast Glück … Weite 33 … probier die mal an.“ Ich schnaufe einmal erleichtert durch, nehme die Hosen und probiere sie brav in der Kabine an. Sie sitzen viel „hüftiger“, tiefer und enger am Bein als all meine bisherigen Jeans. Sie rutschen und ein wenig Hüftspeck ist darüber zu sehen – vielleicht trage ich sie mit Gürtel. Aber sie passen mir, oder besser, ich passe doch noch in die Marke – und in meine „Peergroup“ (wie es Pädagogen sagen würden). Also will ich zufrieden sein. Das Modell in Grau finde ich schicker und für beide Modelle reicht das mitgegebene Geld nicht aus.
Stolz bringe ich meine „Beute“ nach Hause und ziehe sie gleich am nächsten Tag für die Schule an. Mama schüttelt ein wenig resigniert den Kopf, als immer wieder der Bund meiner Unterhose zu sehen ist. Aber sie weiß als Lehrerin, dass das mit Teens und Trends eben eine Sache für sich ist. Ich denke: Na, die anderen Mädels werden staunen …. Aber keiner sagt etwas zu der neuen Hose. Na gut, vielleicht falle ich dann ja zumindest nicht mehr negativ auf, wenn ich jetzt die gleichen Marken trage? Ich trage meine „Miss Sixty“, die in der Werbung als „unkaputtbar“ dargestellt wurde, insgesamt drei Monate – oder sind es vier oder sechs?! Dann bemerke ich, wie es innen am rechten Oberschenkel unangenehm kühl wird. Der Stoff ist aufgescheuert, die Hose kaputt. Ich ziehe Bilanz – den Eintritt in die Cliquenwelt der Mädchen hat mir leider auch diese „magische Marke“ nicht gebracht. Vielleicht lasse ich das in Zukunft einfach wieder sein.
Denn eines hat mir dieses Experiment deutlich gezeigt: Nur durch eine Marke gehört man nicht automatisch zu den "Cool Kids". Menschen, die einen ohne bestimmte Statussymbole nicht akzeptieren, werden dies in den meisten Fällen auch mit der "Superkraft der Marke" nicht tun. Überhaupt: Echte Freunde kann man nicht kaufen. Und man sollte es auch nicht - denn eine Freundschaft, die so oberflächlich funktioniert, ist ein billiges Fake. Eine Mogelpackung, die man in der Achterbahn des Lebens überhaupt nicht gebrauchen kann.
Also: Liebt Mode, tragt was euch gefällt und lasst auch mal einen Trend einen Trend sein. Es kommt statistisch betrachtet auch irgendwann ein Modetrend, der wirklich zu EUCH passt. :)
Liebe Grüße,
Eure Cat (die immer noch total gerne Jeans trägt)
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